Mit der Kirchweih in Hirschbach ist es so eine Sache...
Man weiß zwar seit Jahrhunderten, dass sich der Kirchweihtag nach dem Fest Maria Himmelfahrt richtet, doch die Formel ist nicht immer die Gleiche.
Ist der 15. August anfangs der Woche bis einschließlich Mittwoch, so ist die Kirchweih am Sonntag vorher, ist er nach dem Mittwoch bis Samstag, dann ist die Kirchweih nachher. Wehe aber, wenn der 15. August genau auf den Sonntag trifft, dann ist die Kirchweih eine ganze Woche später. Und das ist besonders und ohne Kompromiss der Fall, wenn dieser Sonntag, der 15. August, auch noch der 10. Sonntag nach Pfingsten am Jahrestag der Zerstörung Jerusalems ist.
Es war anno 1819, da ergab sich die gleiche Kirchweih-Konstellation wie 2004. In Hirschbach wurde aber trotzdem am 15. August gefeiert, ausgelassen und fröhlich, wie immer seit dem Jahre 1460. Möglicherweise hat die christliche Gemeinde keinen Anlass mehr gesehen, wegen der Zerstörung Jerusalems einen Trauertag einzulegen und das bis dahin geltende Tabu gebrochen.
Und dann geschah es. Noch ehe der Tag sich geneigt hatte, erhob sich ein mächtiges Gewitter über den Ort. Wolkenbruch, Sturm und Hagelschlag verwüsteten das Dorf, Flur und Weg richteten auch an den Gebäudlichkeiten erhebliche Schäden an. Ein Hochwasserstrom wälzte sich durch den engen Ort. In einigen Häusern im Tal soll es sogar den Kirchweihbraten aus der Ofenröhre geschwemmt haben, wird überliefert.
Nach diesem Schock setzten sich die Weisen und Ältesten der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde zu einem Rat zusammen. Sie sahen dieses Unwetter als Strafe Gottes an, bekundeten Reue und Buße und kamen überein, am Sonntag, den 15. August, am 10. Sonntag nach Trinitatis nie mehr Kirchweih zu feiern. Und genau so wurde es auch protokolliert und entsprechend verkündet.
Das Strafgericht von 1819 hat sich möglicherweise auch deshalb so eingeprägt und bei den Menschen festgesetzt, die es miterlebt haben, weil sich das schwere Gewitter ausschließlich über den Ort Hirschbach ausgetobt hat, während beispielsweise in Fischbrunn und auch in Klausen die Sonne schien.